“Die menschliche Gesellschaft ist, durch technische Innovationen bedingt, in einem stetigen, immer schneller werdenden Wandel begriffen. Neue Technologien lösen Probleme der Lebensbewältigung, schaffen neue Perspektiven, stellen aber die kreativen Kräfte auch vor immer neue Aufgaben. Die Lösung eines Problems verursacht häufig neue Problemlagen und erfordert weitere Problemlösungsstrategien.
Aber menschliche Kreativität erschöpft sich nicht in der Erfindung und Entwicklung neuer Technologien. Sie hat ihr Feld auch auf dem Gebiet neuer Lebensentwürfe, der Deutung, der kritischen Reflexion und der Sinngebung menschlichen Lebens. In der Kunst fragt der Mensch nach seinem Standort in der Welt, nach Richtung und Sinn menschlicher Entwicklung. Er versucht, Bilder und deutende Geschichten zu entwerfen, die den Fluß des Geschehens überschaubar machen und sinnvoll erscheinen lassen.
In meiner künstlerischen Arbeit suche ich Bilder für die Befindlichkeit des Menschen, für seine Träume, Hoffnungen und Ängste. Alte Erfahrungen der Menschheit und neue Utopien fließen zu einer privaten Mythologie zusammen. Dabei entstehen Bilder und Plastiken, die eher intuitiv als rational zu erfassen sind.
Das Rohmaterial meiner Plastiken, oft Fundstücke aus dem Industrieschrott des Ruhrgebietes, hat durchaus einen Bezug zur technischen Welt der Gegenwart. Es reizt meine Phantasie zu zweckfreiem Spiel, zu abstrakten oder figürlichen Kompositionen. Die Werke haben dabei nicht abbildenden Charakter; sondern sind zeichenhaft und lassen freie Assoziationen des Betrachters zu. Meine Arbeiten suchen die Nähe zu mythischen Bildern und deuten die Gegenwart auch aus den alten Erfahrungen und Weisheiten der Menschheitsgeschichte. Kunst ergänzt die Technik durch das Element des zweckfreien Spiels. Sie stellt die Frage nach dem Humanen und die Frage nach der Richtung, dem Sinn und den Grenzen des technischen Fortschritts.”
Wilfrid Polke